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Reisebericht:   RUSSLAND  (mit dem Schiff)

 

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Abreise:

am 5.6.2006 von Wien-Schwechat nach Moskau Scheremetjew 2 mit AUA
Mit Bus zum Moskau-Kanal
MS Nikolaj Karamsin*** (abgewohntes Schiff, jedoch sauber)
am 15.6.2006 von St. Petersburg Pulkowo 2 nach Wien-Schwechat mit Lauda-Air


Hier begann unsere Russlandkreuzfahrt. Am Nordrand Moskaus liegt der Nord-Passagierhafen des Moskau-Wolga-Kanals, der 1937 eröffnet wurde. Das 150 Meter lange Abfertigungsgebäude liegt inmitten eines 50 Hektar großen Parks. Es erinnert an einen alten Zweideckflussdampfer und ist aus Granit und Marmor gebaut. Der 85 Meter hohe "Mast" in der Mitte krönt gleichsam die Kommandobrücke.

Nach 2 1/2 Tagen in Moskau mit reichhaltigen Besichtigungsprogramm begann unsere Flusskreuzfahrt von Moskau nach St. Petersburg und führte uns durch 18 Schleusen, mit denen wir einen Höhenunterschied von 162 Meter überwanden, bis wir schlussendlich Meeresniveau erreichten. Die Strecke hatte eine Länge von 1830 Kilometer. Mit einem flotten Marsch aus dem Bordlautsprecher ging es los.

Die Schleuse Nr 6, die Dmitrov-Schleuse, ist die erste die wir auf dem Moskau-Wolga-Kanal passierten. Der Kanal mündet nach der Schleuse 2 in den Ivankovskoe-Stausee und endet bei Dubna. Der Stausee ist 120 km lang und bis zu 4 km breit, wurde 1937 fertig gestellt und ist das Reservoir für die gleichmäßige Wasserversorgung des Kanals, wie auch für Moskau.

Die nächste Schleuse ist die Uglic-Schleuse, mit der die Wolga aufgestaut wird. Sie wurde 1941 samt einem  Elektrizitätswerk erbaut und bildet zwischen Dubna und Uglic den 143 km langen Uglicer Stausee. Dadurch wurde der 1800 erbaute Glockenturm von Kaljazin, einst 70 m hoch, der St. Nikolaus-Kathedrale "na Zabnje", überflutet. Der Wasserstand wurde um 12 Meter gehoben und reicht 50 km flussaufwärts.

Uglic, gegrüntet 937, nach 263 km. Der Name erklärt sich wahrscheinlich dadurch, dass die Wolga hier einen Knick macht. (Ugol= Knick, Winkel - Russ.). In der Mitte die Christi-Verklärungs-Kathedrale, links die Dmitrij-Kirche"auf dem Blut", mit folgender Geschichte: Nach dem Tod Ivan des Schrecklichen wurden dessen Frau Maria Nagaja und der Zarewitsch Dmitrij hierher verbannt. Am 15. Mai 1591 fand man ihn tot mit einer Schnittwunde am Hals. Es gab 2 Erklärungen: 1.) Dmitrij spielte mit anderen Kindern im Hof mit Wurfmessern und stürzte unglücklich. 2.) Boris Godunov hatte durch Mittelsmänner nachgeholfen sich selbst zum Zaren zu machen. Es begannen die "Zeiten der Wirren". Und genau an der Stelle wo der Zarewitsch starb, wurde die Kirche errichtet. Er wurde 1606 heilig gesprochen und seine sterblichen Überreste in die Erzengel-Kathedrale in Moskau überführt.

Empfangen wurden wir mit Salz und Brot und natürlich mit volkstümlichen Gesängen. Der Brauch, dass man Gäste mit Salz und Brot empfängt bedeutet: Brot symbolisiert das Wohlergehen und die Gastfreundschaft , Salz schützt vor Unglück und Feuer .

Die Christi-Verklärungs-Kathedrale besitzt eine herrliche 7-reihige Ikonostase. Bautechnisch interessant ist, dass die Wände nur durch die Kuppel zusammengehalten werden. Hier wurde uns die Akustik in der Kirche durch 5 Sänger demonstriert.

Auf Grund des Todes des Zarewitsch Dmitrij wurden 200 Einwohner von Uglic geköpft, die übrigen 5000 mussten die Stadt verlassen und nach Sibirien marschieren. Da die Kirchenglocke als erstes vom Tod verkündete, wurde sie ausgepeitscht, ihr Klöppel als Symbol für die Zunge herausgerissen und ebenfalls nach Sibirien, nach Tobolsk, verschickt. Erst im Jahr 1847 kam sie nach Uglic zurück.

Je weiter wir uns nach Norden  begaben, desto eindrucksvoller wurden die Sonnenuntergänge. Hier die Eisenbahnbrücke bei Volga, kurz bevor wir den Rybinsker Stausee erreichten. Wir fuhren in der Nacht in östlicher Richtung, vorbei an Rybinsk und Tutaev und erreichten am Morgen Jaroslawl.

Nach 279 km erreichten wir nach einer Nachtfahrt Jaroslawl. Urkundlich 1071 erwähnt, wurde es einige Jahrzehnte früher durch Fürst Jaroslaw Mudry, dem Weisen bei der Einmündung des Kotorosl in die Wolga gegründet. Der Legende nach stieß der Fürst in dieser Einöde auf einen Bären, den er mit der Axt tötete. Daher ist heute im Stadt-wappen ein Bär abgebildet. Auf dem Bild ist eine der 50 Kirchen zu sehen. Es ist die 5-kuppelige Epiphaniuskirche, die mit glasierten Keramikkacheln verziert ist.

 

Der Glockenturm des 1506 erbauten Christi-Verklärungs-Klosters, von dem man einen wunderschönen Ausblick auf die Stadt und die Einmündung des Kotorosl in die Wolga hat. Man ist gerade dabei, die gesamte Anlage zu renovieren. Jaroslawl wird auch als die reinste Stadt Russlands bezeichnet. Tatsächlich sahen wir einige Straßenreinigungsautos. Aus dieser Stadt stammt auch die erste russische Kosmonautin, Valentina Tereskova, sie flog 1963 mit Wostok 6.

  

Der Hauptplatz ist der Verwaltungsplatz an dem sich auch die 5-kuppelige Kreuzkuppelkirche des Propheten Elias befindet. Sie wurde 1647 bis 1650 erbaut. Es gibt eine Hauptkirche und eine Vorkirche. In ersterer befindet sich eine 5-reihige Ikonostase und ein wunder-schön geschnitzter Baldachin für Zar und Metropolit aus dem 16. Jhd.

Diese Wandmalerei in der Hauptkirche der Prophet-Elias-Kirche wurde in nur 84 Tagen von nur 15 Handwerkern auf den noch feuchten Putz gemalt. Sie wurde noch nie renoviert, nur gereinigt. Der gute Erhaltungszustand erklärt sich dadurch, dass die Hauptkirche selten benutzt und nie beheizt wurde, sodass keine Luftfeuchtigkeit entstand. Die Fresken der Vorkirche sehen daher nicht so gut aus.

Weiter ging es wieder die Wolga zurück, zur Rybinsker Schleuse. Hierbei handelt es sich um eine beeindruckende hydro-technische Anlage, eine Zweikammerschleuse, die uns in nur 15 Minuten 18 Meter auf das Niveau des Rybinsker Stausee hob. Dieser ist einer der größten Stauseen der Welt, mit einer Ausdehnung von: 140x70 km, und einer durchschnittlichen Tiefe von 5,6 Meter. Da die Wolga hier einst sehr seicht war, wurden die Waren auf kleinere Schiffe umgeladen und diese durch Menschenkraft gezogen. Hier entstand 1872 das berühmte Bild von Il´ja Repin, "Die Wolgatreidler".

Es ging vorbei an Cerepovec, einer großen Industriestadt, über der eine riesige Staubwolke hing. Ab hier befuhren wir den Wolga-Baltic-Kanal. Unser nächster Halt war nach 391 km das größte Kloster Russlands, das Kirillo-Belozerskij-Kloster  bei Goricy. Es liegt am Ufer des Siverskoje-Sees, der aufgestauten Scheksna und ist von einer 11 Meter hohen Befestigungsmauer umgeben. Der Gründer des Klosters und dessen erster Vorsteher, dem es seinen Namen verdankt, war der heilige Eremit Kirill Belozerskij (1337 bis 1427). 1529 war es Wallfahrtsort für Zar Vasilij III. und seiner Frau Jelena Glinskaja, die um ein Kind baten. Ein Jahr später kam ein Sohn zur Welt. Iwan der Schreckliche.


Je weiter wir uns in nördlicher Richtung bewegten, desto öfter sahen wir sehr schöne Holzhäuschen die mit liebevollen Schnitzereien verziert waren. Eine typisch Eigenart Kareliens.

Weiter ging es am Wolga-Baltic-Kanal bei Belozersk (russ. Stadt am Weißen See) in den Weißen See, der eine Fläche von 1.400 Quadratkilometer bedeckt. Die Durchschnittstiefe beträgt 4 Meter. Sein Name soll eine wortwörtliche Übersetzung aus dem Wepsischen sein. Doch im geographischen Wörterbuch des "Russischen Reiches" von 1801 wird er anders erklärt: "Der Weiße See ist ziemlich tief und hat sauberes Wasser und einen steinigen, zum Teil lehmigen Boden. Dieser Lehm, sehr fein und weiß, vermischt sich mit dem Wasser während der Stürme und gibt dem Wasser seine charakteristische weiße Farbe..."

Vorbei an der überfluteten Christi-Geburts-Kirche von Krochino. Eigentlich fuhren wir über den ehemaligen Hauptplatz.

In der Nacht durchfuhren wir die Flüsse Kovza und Vytegra und gelangten in den riesigen, 30-120 Meter tiefen Onegasee, in den 50 Flüsse und Tausende von Bächen münden. Der Abfluss ist der Swir. Im See liegen 1.300 Inseln.

Kapitän Alexander Seljunin erklärte uns bei einer Brückenführung die Instrumente. Unser Schiff, die Nikolaj Karamzin (russ. Schriftsteller), ist 125 m lang, 16,7 m breit, 13,2 m hoch, hat einen Tiefgang von 2,7 m und 3x988 PS. Die max. Geschwindigkeit beträgt 26 km/h, die max. Passagierzahl 302 Personen, Crew 92.

Unser nächster Stop war nach 375 km. Kizhi, die nördlichste Insel im Onegasee und gleichzeitig unser nördlichster Ort der Reise. Weltkulturerbe der UNESCO. Auf dieser "Museumsinsel", die ihren Namen aus dem Karelischen hat, bedeutet: Lustbarkeit. Sie ist nur 5x1 km groß und auf ihr stehen 82 verschiedene Bauwerke, alle aus Holz. Die beiden größten Kirchen, die Mariä-Schutz und Fürbitte-Kirche (Winterkirche) und die Christi-Verklärungs-Kirche (Sommerkirche) werden auch das 8. Weltwunder genannt, und werden von einer Mauer aus Balken umgeben.  Übrigens herrscht auf der gesamten Insel Rauchverbot, was auch von einer eigenen Polizei kontrolliert wird.

Die Sommerkirche ist 37 m hoch und hat 22 Türme, welche mit 30.000 Espenholzschindeln gedeckt sind, die in der Sonne silbern glänzen. Sie wurde 1714 ohne einen einzigen Nagel, nur mit der Axt, errichtet. Sein legendärer Baumeister soll nach der Fertigstellung seiner Arbeit folgendes gesagt haben: "Errichtet hat diese Kirche Meister Nestor, gab es nicht, gibt es nicht und wird solch eine nie geben". Und dabei warf er seine Axt in den Onegasee. Die öfter verwendete Winterkirche steht neben der Sommerkirche (siehe voriges Bild) und ist  kleiner. "2 Monate ist die Temperatur angenehm, 10 Monate warten wir auf den Sommer".

Wieder bekamen wir herrliche Ikonen zu sehen. Hier die Ikonastase (Altarwand) der Mariä-Schutz und Fürbitte-Kirche (Winterkirche). Auch die Rückwand ist schön geschmückt. Trotzdem diese Kirche wesentlich öfter verwendet wurde als die große Sommerkirche, ist alles gut erhalten. Sie wird auch jetzt noch von den 60 hier permanent lebenden Menschen, im Sommer sind es 120, benützt.

Eine der beiden Windmühlen. Sie stehen auf einem drehbaren Sockel, damit sie in den Wind gedreht werden können. Unsere witzige Führerin sagte: "Das kann ein Pferd machen, oder 40 Männer, oder eine russische Frau".

Bei einer herrlichen Abendstimmung durchquerten wir den Onegasee in südlicher Richtung.

Da wir uns nördlich des 63. Breitengrades befanden und gerade die Zeit der "Weißen Nächte" war, mussten wir aufbleiben, um diesen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang um 0:12 Uhr zu erleben ! Hier geht die Sonne nicht mehr unter.

Zeitig in der Früh erreichten wir den Swir, die Verbindung zum Ladogasee. Nach 277 km Mandrogi unser nächster Halt am Vormittag. Svirstroj hieß das Dorf vor der völligen Zerstörung im 2. Weltkrieg. 1996 hatte der Privatunternehmer Sergej Gutsait die Idee, das Dorf wieder aufzubauen und für den Tourismus zu nützen. Seither lockt das Dorf Kunsthandwerker aus ganz Russland und Touristen an.

Wir machten einen kurzen Rundgang durch das Dorf und besuchten das Wodkamuseum mit 2.976 Sorten Wodka. Ein "Green-Stop" der besonderen Art. Beine vertreten, keine kunsthistorisch bedeutsamen Sehenswürdigkeiten und trotzdem über so manche Dinge staunen.

Zu Mittag Schaschlikessen vom offenen Grill mit Volksmusik. Eine kleine Abwechslung zum Essen auf dem Schiff. Danach hieß es wieder "Leinen los!"

Schließlich erreichten wir den Ladogasee. Europas größten See (210x124 km). Er liegt nur 4 Meter über Meeresniveau. Die Möwe Jonathan begleitete uns.  Zum Glück gab es fast keine Wellen, denn bei Herbststürmen können diese schon 5-6 Meter Höhe erreichen, was unser Schiff nicht verkraften könnte. Es gibt zwar am Südufer 2 Umfahrungskanäle, diese sind aber nur von kleinen Schiffen befahrbar.

Unsere 3 Mädels warten schon auf das Abschiedsdinner. Bei Klängen von "Time to say goodbye" defilierte das gesamte Küchenpersonal und das Servierpersonal in Galauniform durch das Restaurant. In der Nacht erreichten wir den einzigen Abfluss des Ladogasees - die nur 74 km lange Newa, und erreichten St. Petersburg am Morgen.

Petersburg nach 288 km. Unser Ziel war erreicht. Wir legten am Passagierhafen an und verbrachten 3 "Weiße Nächte" bei einem reichhaltigen Besichtigungsprogramm in St. Petersburg.

Vor der Abreise noch ein Abschiedstrunk in der Panoramabar, bevor es zum Flughafen Pulkowo ging.

Nach dem Start um 23:30 noch ein Blick zur Mündung der Newa in den Finnischen Meerbusen.



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