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Anreise: |
am 25.4.1997
von Wien-Schwechat nach Prag-Ruzyne mit Tyrolean-Air |
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Gleich nach unserer Ankunft begaben wir uns zur Medizinmesse auf dem Ausstellungsgelände und Baumgarten. Wir haben ein Wochenende zur Stadtbesichtigung angehängt. Der Hauptpavillon ist ein Jugendstilgebäude, welches 1891 errichtet wurde. Während des Kommunismus hieß das Gelände "Julius-Fucik-Park", benannt nach einem von den Nazis hingerichteten Journalisten. Der im Westen angrenzende Park war Ende des 16.Jhd. königliches Gehege. Der Name Baumgarten erinnert an die frühere Baumschule. Der Park ist seit 1804 der Öffentlichkeit zugänglich. |
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Das Zentrum Prags bildet der "Altstädter Ring". Das erste Gebäude welches wir hier erblicken, ist die 1273 von deutschen Kaufleuten gegründete barocke Nikolauskirche wurde nach der Schlacht am Weißen Berg 1620 einem Benediktinerkloster eingegliedert. 1732 wurde sie niedergerissen und innerhalb von 2 Jahren durch das heutige Gebäude ersetzt. 1787 wurde das Kloster den Mönchen entzogen, 1865 in einen Konzertsaal umfunktioniert, 1871 der russisch-orthodoxen Kirche und 1920 der hussitischen Kirchengemeinde zugewiesen. Das Kloster wurde 1898 niedergerissen, die vollständige Rekonstruktion erfolgte 1965-1977. Im 1.Weltkrieg nutzten Prager Garnisonssoldaten die Kirche. Ihr Oberst ließ sie von Künstlern, die so der Frontverschickung entkamen, rekonstruieren. |
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Drei Fassaden am Altstädter Ring. V.l.n.r.: Fremdenverkehrsamt und Eingang zum Turm des Altstädter Rathauses (es wäre das 4. Gebäude auf dem Bild). Das nächste Gebäude ist ein 1520 entstandener Zubau zum Rathaus mit einem Renaissance-Fenstereinbau mit der Inschrift: "Praga caput regni" (Prag, Hauptstadt des Königreiches). Darüber im Bogen das Altstädter Wappen, das 1784 als Prager Stadtwappen übernommen wurde. Im obersten Stock befindet sich der Versammlungssaal. Das dritte Gebäude ist bereits der Kern des Rathauses. Danach folgt der Rathausturm. |
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Der Altstädter Ring v.l.n.r.: Altstädter
Rathausturm, Palais Golz-Kinsky, "Zur steinernen Glocke", Kirche der
Jungfrau Maria vor dem Teyn, am rechten Bildrand die Häuser "Zu den
Störchen" und "Zum roten Fuchs". |
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Vor jeder vollen Stunde versammeln sich Scharen von Touristen vor dem Altstädter Rathausturm, um folgende Attraktion der Rathausuhr (1490 vom Uhrmacher Hanus gebaut) zu sehen: Es beginnt der Tod, ein Skelett rechts neben der unteren Uhr. Er zieht am Seil in seiner Rechten, hebt das Stundenglas in seiner Linken, dreht es um und das Totenglöckchen ertönt. Dann öffnen sich oben die beiden blauen Fenster und die vom Uhrwerk getriebenen zwölf Apostel, sechs links, sechs rechts defilieren, geführt von Petrus vorbei. Danach schließen sich die Fenster, ein Hahn kräht und die Uhr schlägt die Stunde. Meist kann man danach die Touristen in allen Sprachen rufen hören: "noch ein Mal". In der Mitte befindet sich die Astronomische Uhr, die so genannte Sphäre, die den Umlauf der Sonne und des Mondes und der Zeit zeigt, darunter das Kalendarium, das die einzelnen Tage und Monate des Jahres angibt. |
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Der von historischen Bauten und liebevoll restaurierten Bauten gesäumte Altstädter Ring (Staromestske namesti) zählt zu den schönsten Plätzen der Welt. U Rotta, ein ehemaliges Eisenwarengeschäft, nun ein Café, ist verziert mit Fassadengemälden des tschechischen Künstlers Mikulas Ales aus dem 19. Jahrhundert. |
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Das Jan-Hus-Denkmal auf dem Altstädter
Ring. Das Konstanzer Konzil schickte 1415 den Kirchenreformer und
tschechischen Nationalhelden als Ketzer auf den Scheiterhaufen. Das zu
seinem 500. Todestag 1915 enthüllte Ehrenmal zeigt zwei Menschengruppen,
die siegreichen Hussitenkrieger und die 200 Jahre später ins Exil
geschickten Protestanten. |
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Ein Glanzstück des Prager Jugendstils ist das 1911 fertig gestellte Gemeindehaus Obecni dum, auf dem Gelände des ehemaligen Königshofes, Residenz der Könige zwischen 1383 und 1485. Für Jahrhunderte verlassen, beherbergten dessen Überreste später ein Priesterseminar, danach eine Militärakademie. Der Abriss zu Beginn des Jahrhunderts schuf Platz für das heutige Kulturzentrum mit Ausstellungssälen und großem Auditorium. Stuck und symbolträchtige Plastiken zieren die Außenfassade. Über dem Haupteingang die "Huldigung an Prag", ein riesiges halbrundes Gemälde. Am 28. Oktober 1918 wurde hier die Tschechoslowakische Republik ausgerufen. |
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Sgraffitos zieren die Fassade des Renaissancehauses U minuty. Es liegt am so genannten "Königsweg", der Weg den die königliche Prozession früher nahm und der die beiden Residenzen zwischen dem königlichen Hof und der Prager Burg verbindet. |
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An der Ecke dieses Gebäudes erkennt man eine steinerne Glocke. Das Haus Zur steinernen Glocke war die mittelalterliche gotische Stadtvilla von König Johannes von Luxemburg. |
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Wir folgten den Weg der böhmischen Könige, die im 14. und 15.JHd. zwischen Ring und Moldau über die Karlova, einer schmalen und krummen Gasse, zum Hradschin ritten. Der Altstädter Brückenturm (1370-1400) ist einer der schönsten Türme Europas. Er wurde von Peter Parler entworfen. Er war sowohl Schmuck der neuen Karlsbrücke als auch Bestandteil der Befestigungsanla-gen der Altstadt. Seine Westfassade zerstörten die Schweden 1648. Der Skulpturenschmuck an der Ostfassade gehört zu den Gipfelleistungen der böh-mischen Bildhauerkunst des 14. Jhd. Rechts neben dem Turm steht die älteste der 30 Figuren (1683) über die Karlsbrücke. Sie zeigt den hl. Johannes von Nepomuk und steht exakt an der Stelle, von wo König Wenzel IV. den Beichtvater seiner Gemahlin in die Moldau werfen ließ. Nepomuk hatte sich geweigert, dem eifersüchtigen Herrscher zu verraten, was ihm die Königin im Beichtstuhl anvertraut hatte. |
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Sowohl eine bereits im 10. Jhd. erwähnte Holzbrücke als auch die steinerne Judithbrücke, die König Vladislav I. 1158-1172 errichten ließ, fielen dem Hochwasser zum Opfer. Kaiser Karl IV. ließ Peter Parla 1357 den Bau der Karlsbrücke in Angriff nehmen. Sie besteht aus Sandsteinquadern, ist 520 m lang, 10 m breit und hat 16 Brückenpfeiler. 30 Statuen und Statuengruppen, vorwiegend barock aus den Jahren 1683-1714, einige neugotisch und klassizistisch, bilden eine Galerie unter freien Himmel. Bei schönem Wetter ist die Brücke eigentlich eine Bühne für Fußgänger, Musikanten, Händler, Pantomimen, kleiner Künstler und große Gauner. |
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Der Certovka (Teufelsbach), ist ein Nebenarm der Moldau. Die Häuser werden bei den regelmäßig auftretenden Hochwässern immer überflutet. An diesem Nebenarm, der die Halbinsel "Kampa" bildet, befindet sich auch das Rad der "Großpriorsmühle", die sich, nun restauriert, langsam im seichten Wasser des Teufelsbaches dreht. Es heißt, dass der Flussarm im 19. Jhd. seinen Namen nach einer teuflischen Dame erhalten habe, die am nahe gelegenen "Malteserplatz" ein Haus besaß. |
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Ein Blick von der Burg auf die Moldau. |
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Vom Hradschiner Platz kommend, betritt man den Ersten Burghof. Natürlich wird der Hradschin von der Garde des Tschechischen Militärs bewacht. |
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Das "steinerne Buch", wie die Prager Burg, der Hradschin, genannt wird, hat gigantische Ausmaße: 580 m lang, bis zu 200 m breit und rund 100 m hoch. Unter den 40 Herrschern, die in gut tausend Jahren hier residiert haben, wurde die Burg 30 mal angegriffen, mehrfach niedergebrannt und immer wieder aufgebaut. Heute hat der Hradschin als Sitz des Staatspräsidenten eher symbolischen Charakter. |
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Die Bauarbeiten zu diesem bedeutendsten
Sakralbau der Stadt begannen 1344 auf Geheiß Karls IV. zunächst unter
dem französischen Architekten Matthias von Arras. Nach dessen Tod setzte
der Schwabe Peter Parler das Werk bis zu den Hussitenkriegen fort.
Architekten und Künstler des 19. und 20. Jhd. legten letzte Hand an die
Kathedrale, die die Kronjuwelen und das Grab des "guten Königs" Wenzel
beherbergt. |
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Links der Veitsdom, rechts der Königspalast an der Südseite des 3. Burghofs. Aus dem 11. Jhd. stammt dieser romanische Palast, von 1135 die Befestigungsanlage. Karl IV. baute die Anlage im gotischen Stil um, Ende des 15. Jhd. entstand der berühmte spät-gotische "Vladislav-Saal", dessen Größe mit 62 m Länge und einer Höhe von bis zu 13 m sogar Ritterturniere zuließ. Er war Huldigungsstätte der Könige und Sitzungssaal der Städtekammern, heute wird hier der Staatspräsident gewählt. |
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An der Ostseite des Veitsdoms befinden sich das Schiff und der Chor, außen umgeben von schlanken Strebebögen. Sie stützen das Innengewölbe und sind, wie die gesamte Kathedrale, aufwendig verziert. |
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Die St. Georgs-Basillika ist der am besten erhaltene romanische Kirchenbau Prags. Er wurde 920 begonnen und 973 in eine dreischiffige Basilika umgebaut. Die heute frühbarocke Front stammt aus den Jahren 1657 bis 1680, der Anbau der Kapelle des Hl. Johannes von Nepomuk von 1717 bis 1722. Heute ist das Kloster Teil der Nationalgalerie mit bedeutenden Sammlungen tschechischer Kunst von der Gotik bis zum Barock. |
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Das Goldene Gäßchen ist benannt nach den im 17. Jhd. hier wohnhaften Goldschmieden. Der Name beflügelt die Phantasie: Legenden erzählen von Alchimisten, die hier Elixiere brauten, um für Rudolf II. Gold zu gewinnen. Tatsächlich befanden sich ihre Labors aber in einer Gasse zwischen Veitsdom und Pulverturm, der "Vikarska". Heute beherbergen die kleinen Häuschen Läden, in welchen Bücher, böhmisches Glas und andere Souvenirs angeboten werden. |
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Die Karlsbrücke (Karluv most) verbindet die "Altstadt" (re.) mit der "Kleinseite" (li.)In den letzten Kriegsstunden des Dreißigjährigen Krieges wurde die Altstadt vor der schwedischen Armee gerettet und der Waffenstillstandsvertrag 1648 auf der Brücke unterzeichnet. |
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Nochmals ein Blick zurück zum Veitsdom auf dem Hradschin. |
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Der ursprünglich als Roßmarkt angelegte, 750 m lange und 60 m breite Wenzelsplatz war schon in der Vergangenheit, wie in jüngster Zeit Zeuge vieler historischer Ereignisse. Als Zeichen des Protestes gegen die russische Besetzung verbrannte sich 1969 dort der Student Jan Palach. Von diesem Ort aus nahm 1989 die "Samtene Revolution" ihren Lauf, die den end-gültigen Sturz der kommunistischen Regierung einleitete. An einem Ende des Platzes steht das bronzene Reiterstandbild des Fürsten Wenzel, dahinter befindet sich das Nationalmuseum. (Im Bild nicht sichtbar.) |
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