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Reisebericht:   PETERSBURG 2

 

Fortsetzung von St. Petersburg 1


Peterhof - 29 km von Petersburg entfernt - war die Lieblingsresidenz Peter des Großen und liegt direkt am Finnischen Meerbusen. Er umfasst ca. 30 Bauwerke, über 100 Skulpturen, 2 Kaskaden und 16 Fontänen, auf einer Fläche von über 1.000 Hektar. Im Bild die "Große Kaskade" vor dem 250 Meter langen "Großen Palast". Dieser wurde 1714 bis 1725 errichtet und um die Jahrhundertmitte von Rastrelli völlig umgebaut. Den Fontänen von "Peterhof" kommt zweifellos die wichtigste Rolle in der Gesamtkomposition zu. Das originelle Wasserversorgungssystem stammt vom ersten russischen Hydrauliker, dem Ingenieur Wassilij Tuwolkow. Das Wasser stammt von 20 km südlich gelegenen Anhöhen und wird durch ein Leitungssystem in ein Sammelbecken geleitet, bevor es zu den bis zu 20 Meter hohen Fontänen geleitet wird.

   

Bei unserem Eintreffen wurde, vermutlich auf ein Zeichen unserer Führerin, die Österreichische Bundeshymne gespielt.

   

Die Galatreppe oder das "Weiße Vestibül" führt in den ersten Stock, in dem sich die Prunksäle befinden. Die Vergoldungen lassen erahnen, was den Besucher erwartet.

   

Den ersten Prunksaal den man betritt ist der Tanzsaal. Peter der Große feierte hier Feste, bei denen bis zu 3.000 Gäste anwesend waren. Zwei sich spiegelnde Fensterreihen  - ein typisches Merkmal der barocken Palastinterieurs - lassen den Raum größer erscheinen.

   

Der nächste Raum ist der Tschesme-Saal. In ihm befinden sich zwölf Gemälde des deutschen Malers Philippe Haeckert, die den über die türkische Flotte errungenen Sieg in der Bucht von Tschesme darstellen. Der Maler verlangte, um die Bilder realitätsgetreu wiedergeben zu können, da er selbst bei der Schlacht nicht anwesend war, die Nachstellung eines explodierenden Schiffes.

   

Der Thronsaal wurde, ebenso wie der "Tschesme Saal, von Velten entworfen und ist mit 300 Quadratmeter Fläche der größte Saal im Palast. Hier fanden gewöhnlich offizielle Empfänge statt. Die 28 zweistöckigen Fenster und die 12 Kronleuchter aus Rauchquarz, lassen den Raum noch pompöser erscheinen. An der Stirnseite erkennt man auf einem roten Podest den Thron.

   

Das Vorhandensein des Westlichen Chinesischen Kabinetts - es gibt auch ein östliches - hängt mit dem Interesse an chinesischer Kunst in der damaligen Zeit zusammen. Die Wände sind mit gold- und himbeerfarbener Seide bespannt, die Decken wurden à la Porzellan ausgemalt. Bemerkenswert sind auch die aus verschiedenen Holzarten (Amarant, Palisander, Sandelholz, Ebenholz u.a.) eingelegten Parkettböden.

 

 

Der Gemäldesaal wurde in der Petrinischen Epoche "Italienische Saal"  genannt. Die teppichartige Hängung der 368 Bilder entspricht dem Barock des 18. Jahrhunderts. Die Portraits, gemalt vom Italiener Pietro Rotari, stellen junge Männer, Frauen und Mädchen in verschiedenen Kostümen dar. Sie sind voneinander mit schmalen vergoldeten Holzleisten getrennt. Alle Gemälde konnten während des Zweiten Weltkrieg gerettet werden und hängen heute wieder an ihren Plätzen.

   

Das Diwanzimmer von Katharina der Großen hat seinen  Namen von einem L-förmigen Diwan. Davor Semira, ein Porzellanhündchen (Bildmitte), eine Nachbildung des Lieblingshundes der Kaiserin. Das Bild an der Wand stellt Jelisaweta Petrowna (Elisabeth) als Kind dar. (H. Buchholz, Mitte 18.Jh.)

   

Das Ankleidezimmer der Kaiserin. Auf dem vergoldeten Tischchen mit Marmor-platte unter dem Bild (Jelisaweta Petrowna - Kaiserin Elisabeth - 1760) steht ein Spiegel mit Silberrahmen und eine Toilettengarnitur.

  

 

Das Standartenzimmer.

 

 

Das Große Blaue Gastzimmer ist gedeckt mit dem "Bankettservice", welches in der Kaiserlichen Porzellanmanufaktur in St. Petersburg zwischen 1848 und 1853 hergestellt wurde.

 

 

Die geschnitzten, eichenen Wandtafeln des Eichenkabinetts gaben hier den Namen.

 

 

Der Blick durch das mittlere Fenster des "Gemäldesaals". Man sieht auf die Parterre des "Oberen Gartens" und die "Große Kaskade" mit dem Meereskanal im "Unteren Park". Durch den "Meereskanal" kamen die Gäste mit Booten vom Finnischen Meerbusen.

   

Die Große Kaskade mit der Fontäne "Samson dem Löwen den Rachen aufreißend". Sie symbolisiert den Sieg Russlands über die Schweden in der Poltawa-Schlacht (27.6.1709). Diese Schlacht fand am Gedenktag des russischen Heiligen Sampsonij Strannopriimez (der gastfreundliche) statt, und da der Löwe ein Bestandteil des schwedischen Staatswappens war, ist der allegorische Sinn der Skulptur eindeutig. Die Statue schuf Rastrelli. Der Wasserstrahl der Fontäne steigt auf eine Höhe von 20 Meter.

   

Nach einem Entwurf von Rastrelli wurden  die beiden Römischen Fontänen gestaltet. Ihren Namen verdanken sie der Ähnlichkeit mit dem Dekor der Springbrunnen vor dem Petersdom in Rom.

   

Die Fontäne Pyramide, ein Meisterwerk der Fontänenkunst, ist in Form eines Obelisken aus Wasser gestaltet. Der Effekt der Wasserpyramide wird durch 505 Kupferröhren in 7 ineinander versunkenen Kammern erreicht.

 

 

Die Fontäne Sonne steht in einem großen Becken, das früher als Bad diente. Am oberen Ende einer sich drehenden Säule, die von einem Wasserrad betrieben wird, sind 3 parallele Scheiben mit 187 Öffnungen angebracht. Das aus ihnen hervortretende Wasser ähnelt tatsächlich den Strahlen der Sonne.

 

 

Die vier ausladenden herabführenden Stufen haben das Aussehen eines Schachbretts. Daher der Name: Schachbrett-Kaskade. Am oberen Ende befindet sich die Grotte, die von drei Drachen bewacht wird. Aus ihren geöffneten Mäulern strömt das die Stufen hinabfließende Wasser.

 

 

Peter der Große hielt sich am liebsten im kleinen, 1714 bis 1723 nach eigenen Entwürfen errichteten Schloss Monplaisir auf. Es befindet sich im östlichen Teil des "Unteren Parks". Hier wurden mehrtägige wüste Gelage gefeiert, auch ging es nicht keusch zu. Heute erinnert daran nur der große Adlerpokal (1-Liter gefüllt mit Wodka), den der Zar seinen Gästen reichte und der unter strenger Aufsicht des Gastgebers geleert werden musste, was für manche Zechende ein ernsthaftes gesundheitliches Risiko bedeutete.

 

Der Katharinen Palast in Zarskoje Selo (auch bekannt als "Puschkin"). Katharina I. (die Witwe Peter des Großen) hat diesen über 300 Meter langen Bau begonnen, Rastrelli baute ihn unter Elisabeth grundlegend um. Diese geizte auch nicht mit Geld, und so wurden über 100 kg Gold für die Ausstattung verarbeitet.

   

Im Ostflügel des Palastes wurde die Palastkirche, die "Christi-Auferstehungs-Kirche" errichtet. Die feierliche Zeremonie der Grundsteinlegung fand in Anwesenheit der Zarin Elisabeth, des Thronfolgers, Pjotr Fjodorowitsch (Peter III.), und dessen Frau, der künftigen Katharina II., statt. Letztere hat später viel zur Vervollkommnung des Park- und Schlossensembles, ihrer Lieblingsresidenz, beigetragen. Hier ging sie ihren Staatsgeschäften nach und war auch verschiedenen Unterhaltungen nicht fremd. So unternahm sie täglich in Begleitung von Hofdamen und Hofkavalieren lange Spaziergänge durch den Park. Von allen Residenzen liebte sie Zarskoje Selo am meisten. Seit 1763 verbrachte sie hier, ausgenommen zwei oder drei Jahre,  jeden Frühling, Sommer und Herbst.

 

 

Die Innenausstattung des Palastes steht an Prachtentfaltung der Außenfassade nicht nach. Eine Vorstellung von Rastrellis Talent als Innenarchitekt vermittelt vor allem der Große-Thron-Saal (auch "Helle Galerie" genannt). Der riesige mit üppig vergoldeten Holzschnitzereien verzierte Saal (846 Quadratmeter) ist mit 22 Glastüren, mit einer Fensterreihe darüber, unzähligen Spiegel in herrlich geschnitzten Rahmen, der Deckenmalerei "Triumph Russlands" und einem Parkettfußboden aus gewöhnlicher, gebeizter Eiche, Ahorn und Nussbaum ausgestattet.

   

Im Schlafzimmer von Paul I. und seiner Frau Maria Fjodorowna befinden sich 48 Porzellanpilaster und 8 Türen, von denen 4 Atrappen sind. Das muschelförmige Friesmuster auf dem grünen Grund der Mauer ist inspiriert von Mustern der Stadt Pompei.

   

Der Tisch des  Paradezimmers ist gedeckt für die Kammerherren  von Zarin Elisabeth.

   

Der eleganteste Raum im Palast ist zweifellos der Blauer Salon mit Tapeten auf Seide gemalten Blumen-motiven. Ein Salon der von Maria Fjodorowna, der Frau Paul I. genutzt wurde.

   

Beachtenswert ist auch der Intarsienparkettboden im Blauen Salon.

 

 

Eine der Hauptsehenswürdigkeiten des Palastes ist das Bernsteinzimmer. Die 52 Quadratmeter Fläche umfassende Bernstein-Wandbekleidung, war 1709 von Königsberger Künstlern gefertigt worden, um das Arbeitszimmer Friedrich-Wilhelm I. von Preußen zu schmücken. Dieser überließ 1716 das "Bernsteinzimmer" Peter dem Großen gegen 248 groß gewachsene Soldaten für seine Leibwache. Nachdem das "Bernsteinzimmer" zunächst im Winterpalast in Petersburg eingerichtet war, wurde es auf Anordnung von Elisabeth 1755 nach Zarskoje Selo gebracht, wo es 1942 von den deutschen Besatzern abmontiert und in das Schloss von Königsberg gebracht wurde. Danach verlor sich die Spur. Inzwischen wurde es von Restauratoren neu geschaffen.

 

 

Neben dem "Bernsteinzimmer" befindet sich der Gemäldesaal, der um 1750 nach einem Entwurf Rastrellis geschaffen wurde. Die 130 Bilder wurden symmetrisch, nach dem so genannten Teppichprinzip angeordnet. Diese Art der Bilderhängung ist typisch für die barocken Palastinterieurs. Die niederländischen und flämischen Maler des 17. und 18. Jahrhunderts repräsentierten verschiedene Gattungen der Malerei: Portrait und Landschaft, Alltags- und Schlachtenszenen, mythologische und biblische Motive. Cameron verband damit bei seiner Innenarchitektur   das antike Sujets der Deckenmalerei mit den Wänden. Ebenso ersetzte er die traditionellen russischen Öfen durch Kamine.

   

Eine Detailansicht des Gemäldesaals.

   

Einige interessante Interieurs des Palastes: hier ein Sekretär mit wunderschöner Intarsienarbeit.

   

Ein geschnitztes Schachspiel.

   

Eine Porzellanvase mit außergewöhnlicher Oberfläche.

   

Unter Katharina II. wurde der Katharinen Park (100,5 Hektar) zu einer Art "Pantheon des russischen Ruhmes". Er ist übersät mit Denkmälern zur Erinnerung an die 1770 bis 1780 über die Türken errungenen Siege.

   

In den Jahren 1783 bis 1787 verwirklichte Cameron den Traum Katharinas II., die hier eine "griechisch-römische Rhapsodie" haben wollte, und schuf ein "architektonisches Poem" im Geist des Klassizismus: die Cameron-Galerie. Sie ist mit ihrer weißen Kolonnade im ionischen Stil errichtet. Die Freitreppe führt zur "Grotte".

   

In der Cameron-Galerie findet man 54 Bronzebüsten der prominenten Persönlichkeiten des alten Griechenlands (eine Ausnahme bildet das plastische Portrait Michail Lomonossows, des größten russischen Gelehrten  des 18. Jahrhunderts). Es handelt sich dabei um Kopien der antiken Plastiken, die in der Petersburger Akademie der Künste angefertigt wurden. Hier wandelte Katharina II. frühmorgens (sie stand fast immer vor ihrer Dienerschaft auf) und oft las sie dabei.

   

Auch hier in der Pavillon Grotte war Katharina II. oft frühmorgens anzutreffen. Hier arbeitete sie gerne.

   

Zarskoje Selo ist mit dem Leben und Werk Alexander Puschkins eng verknüpft. Hier studierte er 6 Jahre lang im Lyzeum und schrieb seine ersten Gedichte. So inspirierte ihn zum  Beispiel die Fontäne Milchmädchen mit dem zerbrochenem Krug. "Lässig die Urne mit Wasser gefüllt ließ fallen das Mädchen. Trauernd sitzet die Magd, hält den zerbrochenen Krug. Wunder: Das Wasser versiegt nicht, es fliest aus zertrümmerter Scherbe. Ewig rinnet der Quell, ewig trauert die Magd..." Während der Abschlussprüfung im Lyzeum trug er  seine "Erinnerungen an Zarskoje Selo" vor, durch die er bekannt wurde.

   

Ein Detail des Gitterzaun des Ehrenhofes.

   

Zum Abschluss besuchten wir ein typisches Russisches Restaurant in Blockbauweise, eine alte russische Tradition des Hausbaus. Wir genossen ein mehrgängiges russisches Menü, bei dem wir interessante Köstlichkeiten kennen lernten und uns bei unserer sympathischen Führerin verabschiedeten.